Aus den unermeßlichen Weiten des Weltraums zeigt sich die Erde als blauer Planet. Über 65 Prozent der Erdoberfläche ist von Wasser bedeckt. Doch Blau ist die "Wüstenfarbe des Meeres", die Farbe der tropischen Ozeane mit verhältnismäßig wenig Pflanzenmasse. Eher grün erscheinen hingegen die kalten Meere, wie im Bereich der Polarregionen. Winzige im Plankton enthaltene Algen verursachen diese Grünfärbung. Auf den Landmassen hebt sich vom Ocker der Wüsten und vom Braun der Savannen ein dunkles Grün ab, der äquatoriale Gürtel aus Tropischem Regenwald. In den meist immergrünen Baumkronen des Regenwaldes, wie in den grünen Meeresalgen, ruft das in den Chloroplasten enthaltene Chlorophyll die Grünfärbung hervor. Die Chloroplasten sind die Kraftwerke der Pflanzen. In ihnen werden mit Hilfe des energiereichen Sonnenlichtes jeweils 6 Moleküle Kohlendioxid und Wasser zu einem Zuckermolekül und 6 Molekülen Sauerstoff umgesetzt. Der gebildete Sauerstoff wird als Nebenprodukt dieser Photosynthese von den Pflanzen an die Atmosphäre abgegeben. Dieses Grün ist das Ergebnis einer Jahrmillionen dauernden Entwicklung und hier schließt sich der "Farbkreis" des Lebens, dessen Entstehung sich hauptsächlich im Blau des Wassers vollzog und das ohne Wasser nicht möglich ist. Diese Kombination aus Blau und Grün verleiht der Erde ihre einzigartige Stellung innerhalb unseres Sonnensystems. Vor 30 Jahren bedeckte das Grün des tropischen Regenwaldes etwa 12 Prozent der Landfläche. Heute sind es gerade noch 5 Prozent und hält die Vernichtung im gleichen Maße an, ist der Regenwald in weiteren 30 bis 50 Jahren nahezu vollständig verschwunden. Vom Beginn bis zum Ende dieses Satzes sind schätzungsweise erneut 2 Hektar Regenwald unwiederbringlich verloren. Mindestens 1800 Millimeter Niederschlag pro Jahr, keine längeren Trockenzeiten und gleichmäßige, nicht zu kalte Temperaturen sind die Grundvoraussetzungen für die "Grüne Hölle", die zugleich ein grünes Paradies ist. Feuchte Schwüle ist das Lebenselixier des tropischen Regenwaldes. Die Luftfeuchtigkeit überschreitet häufig den Taupunkt, liegt also über 100 Prozent. Die Bezeichnung "Regenwald" umfaßt eigentlich eine Vielzahl von verschiedenen Regenwaldtypen. Die Spanne reicht vom kühleren Bergregenwald, dessen Flora aus unserer Sicht aus zu groß geratenem Kleinen zu groß geratenem Kleinen und zu klein geratenem Großen erscheint, bis zum periodisch laubabwerfenden Saisonregenwald. In Letzterem reicht die Niederschlagsmenge im Jahresverlauf nicht immer aus, denn nur solange die Regenmenge die Verdunstungsrate übersteigt, kann sich der Regenwald dauerhaft halten. Die Artenzahlen der Regenwälder übertreffen die der Mischwälder der gemäßigten Breiten um ein Vielfaches. In Zentralamazonien wurden auf einem einzigen Hektar über 500 verschiedene Arten von Holzgewächsen gezählt. Allein die Gesamtzahl der Vogelarten der verschiedenen Regenwälder liegt bei über einem Drittel des Weltartenbestandes. Betrachtet man die Insekten, so ist die weltweite Artenzahl nirgendwo höher, als in den tropischen Regenwäldern. Neuere Untersuchungen der Insektenwelt im Kronenbereich der Regenwälder ließen den bisher geschätzten Tierartengesamtbestand der Erde von etwa 3 Millionen auf über 20 Millionen hochschnellen. Im Vergleich zu anderen Lebensräumen erreicht die Anzahl der verschiedenen Arten (Artendiversität) im tropischen Regenwald einen Höchstwert. Die Individuenzahl pro Art und Flächeneinheit ist jedoch meist gering, was in der Regel für Flora und Fauna gleichermaßen gilt. Größere Ansammlungen einer Tierart sind im Regenwald eher die Ausnahme. Artenreichtum und Seltenheit der verschiedenen Arten gehen Hand in Hand. Untersuchungen im malaysischen Regenwald zeigten, daß die größte Artendiversität an Holzgewächsen bei einem geringen Phosphor- und Kaliumgehaltes des Bodens zu finden war. Die Artenzahl sank bei zunehmend besserer, genau wie bei extrem schlechter Nährstoffversorgung jedoch ab. Langjährige Experimente zeigten, daß mit der Zufuhr von Pflanzennährstoffen (Düngung) die Artendiversität zu Gunsten von wenigen Arten, mit allerdings hohen Bestandsdichten stark abnimmt. In Sachen Regenwald müssen die beiden Begriffe Artenreichtum und Artenhäufigkeit deutlich voneinander getrennt werden. Die hohe Artendiversität in den tropischen Regenwäldern ist das Ergebnis eines Mangels an Nährstoffen und nicht eines aufgrund der Vielfalt der Arten scheinbaren Überschusses. Der Regenwald ist grünes Paradies und grüne Hölle zugleich. Die vorhandenen Nährstoffe im komplexen Ökosystem Regenwald sind nicht frei verfügbar, sondern ständig im Umlauf. Ein Tropenökologe meinte einmal die Nährstoffknappheit eines Biotopes zeige sich darin, wie lange es dauere bis ein tierisches Exkrement verschwunden sei. Im Regenwald dauert dies häufig nur ein paar Stunden. Kleine Dungkäfer und andere hierauf spezialisierte Insekten warten nur auf ihren geheimen Einsatzbefehl. Aufgrund des Fehlens einer ausgedehnte Humusschicht, wie in europäischen Wäldern, verfügen viele Tropenbäume über ein nicht besonders tiefreichendes Wurzelwerk. Um dennoch eine gewisse Standfestigkeit zu erreichen, bilden sich an der Stammbasis oft weit ausladende Brettwurzeln aus. Beim Kampf um einen Platz an der Sonne entwickelten manche Palmenarten Stelzwurzeln, um über einen stabilen Stand zu verfügen. Oft erreicht nur 1 Prozent der Lichtmenge des Kronenbereiches den Waldboden. Die Baumwurzeln gehen eine enge Symbiose mit bestimmten mikroskopisch kleinen Pilzen ein. Fallaub und andere organische Stoffe werden sehr schnell durch die Pilzfäden zersetzt. Die Pilze liefern dem Baum die raren Mineralsalze und werden im Gegenzug mit dem bei der Photosynthese gebildeten Zucker entlohnt. Diese Wurzel-Pilzkombination gleicht einem gigantischen Hochleistungsfilter. Wasser welches ihn durchwandert, ist hiernach reiner als Regenwasser. Die trotzdem auftretenden Verluste werden durch die in geringem Maße im Regen enthaltenen Mineralsalze wieder ergänzt. Meßwerte ergaben für Mittel- und Südamerika einen Mineralstoffeintrag durch den reichlich vorhandenen Regen von 300 Gramm Phosphor, 3,5 Kilogramm Kalzium und 12,5 Kilogramm Kalium pro Jahr und Hektar. Die tropischen Regenwälder sind Ameisenland. Unzählige Arten mit wahren Ameisengiganten von mehreren Zentimetern Körpergröße sind vertreten. Der "Gesamtorganismus" Ameisenstaat begegnet widrigen Lebensumständen mit tausenden von Einzelhelfern, welche ihr Wohl dem des Gesamtstaates unterordnen. Mit die größten Ameisenstaaten bilden die Blattschneiderameisen. Ihre zweispurigen Straßen bilden die Verbindung zwischen dem Kronenbereich der Bäume und dem Nest im Waldboden. Während eine Ameisenspur einer Baumkrone zustrebt, eilt eine zweite mit unzähligen Blattstückchen beladene Kolonne dem Nest entgegen. Auf den wie kleine grüne Segel zwischen den Kiefern gehaltenen Blattstückchen sitzen oft kleinere Ameisen als Reiter. Sie erfüllen eine wichtige Funktion. Kleine parasitäre Wespen versuchen auf der mit dem Zurechtschneiden und Abtransport der Blätter beschäftigten größeren Ameise ein Ei abzulegen. Die ausschlüpfende und dann im Ameisenkörper schmarotzende Wespenlarve würde der befallenen Ameise nicht gut bekommen. Die kleinere Wächterin ist für die Abwehr des feindlichen Angriffes zuständig. Die im Nest angekommenen Blattmassen dienen nicht unmittelbar zur Ernährung des Ameisenvolkes. Die Blattstückchen werden in speziellen Nestkammern zerkaut, um auf dem entstandenen Blattbrei eine bestimmte Pilzart anzusiedeln. Die gut gepflegten Pilzfäden bilden dann winzige Fruchtkörper aus. Ausschließlich von diesen sogenannten Ambrosiakörperchen ernähren sich die unterirdischen Pilzzüchter. In der knotenartig verdickten Basis der Blätter des Tococa-Strauches lebt eine andere kleinere Ameisenart. Noch weiter reicht die Beziehung Ameise - Pflanze beim Tangarana-Baum. Kreisrund um ihn fehlt meterweit fast jede Vegetation am Boden. Tangarana-Ameisen sorgen dafür, daß hier nur einer gut wächst, nämlich ihr Wirtsbaum. Sie leben im Inneren des Stammes und gelangen durch kleine Öffnungen in der Rinde nach draußen. Jedes Pflänzchen und jeder potentielle Baumschädling wird sofort attackiert. Als Gegenleistung von Seiten des Baumes gibt's Unterkunft und Nahrung in Form von speziellen Ausscheidungen im Stamminneren. Zieht eine andere Ameisenart in breiter Front durch den Regenwald, heißt es in Kleintierkreisen rette sich wer kann. Treiberameisen, eine Ameisensippe ohne feste Unterkunft, befinden sich dann auf ihrem Feldzug. Solange die Ameisenbrut nach neuer Nahrung verlangt, ist ein ausreichender Nachschub im artenreichen, aber tierarmen Regenwald nur durch ein Nomadendasein sichergestellt. Soldatenameisen mit gewaltigen Kieferzangen überwältigen jedes Kleintier, welches nicht schnell genug fliehen kann. Setzt die Verpuppung der Ameisenlarven ein, kommt es aufgrund des geringeren Nahrungsbedarfes zu einer Biwakphase. Eine mächtige Traube aus tausenden von Ameisenleibern schützt nun die Königin und die zukünftige neue Streitmacht. Mit dem erwachenden Hunger der nächsten Brut, beginnt eine erneute Wanderphase. Die Treiberameisen werden von einer spezielle Gruppe von Vögeln, den Ameisenvögeln, begleitet . Die den Ameisenkiefern entronnenen, aufgescheuchten Insekten enden häufig in den Schnäbeln dieser Vogelgruppe. Eine andere eher im Verborgenen lebende Gruppe sozialer Insekten, sind die mit den Schaben verwandten Termiten. Im feuchten Regenwald finden sich ihre Nester meist in den Bäumen. Geschlossene Laufgänge führen wie Adern vom Herz ihres Wirkens in Richtung Waldboden. Werden diese oder das Nest beschädigt, treten die unsichtbaren Baumeister ans Tageslicht, um die nicht eingeplanten Öffnungen wieder zu verschließen. Mit Hilfe von speziellen in ihrem Darm lebenden Mikroorganismen haben sich die Termiten die reichlich vorhandene, aber schwer verdauliche Holzkost nutzbar gemacht. Kommt es zu Tieransammlungen im Regenwald, so nicht aufgrund paradiesischer Lebensbedingungen, sondern wegen vorherrschender Knappheit, besonders an Mineralsalzen. An tropischen Flußufern versammeln sich bei Sonnenschein an mineralhaltigen Stellen Hunderte von Schmetterlingen, um sich mit den begehrten Stoffen zu versorgen. Auch der Schweiß des Tropenreisenden ist in Schmetterlingskreisen eine begehrte Salzquelle. Im Inneren des Regenwaldes befinden sich sogenannte Colpas, bestimmte Stellen mit mineralhaltiger Porzellanerde. An diesen raren Orten kommt es zu für den Regenwald eigentlich untypischen stärkeren Konzentration von Tierarten, bedingt durch das seltene Mineralstoffangebot. Hier finden sich regelmäßig Schwärme von verschwenderisch gefärbten Aras zur Aufnahme von Erde ein. Diese leistungsfähigen Nußknacker gehören zu der für diesen Lebensraum typischen, nahezu 350 Arten starken Ordnung der Papageien. Es wird auch vermutet, daß die aufgenommene Mineralerde Giftstoffe bindet, die in ihrer pflanzlichen Nahrung enthalten sind. Ebenfalls nahezu 350 Arten umfaßt die für den tropischen Regenwald ebenso typische Ordnung der Kolibris. Unter ihnen finden sich die kleinsten Vögel der Erde. Ihr Herz kann bis zu eintausendzweihundertmal pro Minute zwanzigmal schneller schlagen als unseres. Eine Flügelschlagfrequenz bis zu 200 Schlägen pro Minute befähigt die meist nur wenige Gramm schweren Zwerge zum Schwirrflug auf der Stelle. Hierbei beschreiben die Flügelspitzen in der Luft eine Acht. Sogar Rückwärtsflug gehört zu ihrem Repertoire. Die kräftige Flugmuskulatur nimmt fast ein Drittel des Körpergewichtes ein. Es wurden Spitzenfluggeschwindigkeiten von bis zu 72 Stundenkilometern gemessen. Sie verbrauchen etwa die achtfache Energie, die ein durchschnittlicher Singvogel benötigt. Der sehr energieaufwendige Flugstil ist im Mangel-Paradies Regenwald jedoch nur mit einem Trick möglich. Kolibris trennen Betriebsstoff- und Aufbaustoffwechsel. Die bei ihren Blütenbesuchen in Form von Nektar aufgenommene hochenergetische Zuckerlösung ist der Treibstoff für ihren Hochleistungsflug. Da sich die Blütenbildung im tropischen Regenwald über das ganze Jahr verteilt, ist sichergestellt, daß die Nektarquellen nicht versiegen. Die Spezialisierung auf den Blütenbesuch geht so weit, daß der Nektarvorrat mancher Blüten nur ihrer speziellen Kolibriart zugänglich ist. Schnabel- und Blütenform passen wie Schlüssel und Schloß zusammen. Derlei Spezialisierung wird jedoch von manchen Kolibrikollegen einfach umgangen. Es kommt zum Einbruch, indem mit der Schnabelspitze ein Loch in die Blütenbasis gestoßen wird, um den Nektar auf verkürztem Weg zu erreichen. Zwischen den einzelnen Blütenbesuche fangen die Kolibris Kleinstinsekten aus der Luft, welche die Eiweißstoffe für den Aufbaustoffwechsel liefern, wie etwa Wachstum und die Bildung der Eier. Die Energiequelle Nektar ist der Betriebsstoff, Eiweiß- und Phosphorverbindungen aus der Insektennahrung sind die Aufbaustoffe des Lebens. Nur ein Miniaturvogelkörper, wie der des Kolibris läßt diese Lebensweise zu. Vergleicht man die Körpergröße von anderen Tieren des Regenwaldes mit jener der Verwandtschaft in den Savannen, so zeigen sich wieder die Auswirkungen des Mangels an hochwertigen Mineral- und Aufbaustoffen. Die Waldform des Kaffernbüffels, Waldelefanten und Waldantilopenarten sind deutlich kleiner als entsprechende Steppenformen. Die in ihrer Lebensweise unseren Wildschweinen vergleichbaren Pekaris (Nabelschweine) sind wesentlich kleiner als ihre europäischen Verwandten. Das "Feuer des Lebens" des Faultieres, eines typischen Regenwaldbewohner der Flußuferwälder brennt auf Sparflamme. Sein Gesamtenergieumsatz beträgt weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Energieumsatzes vergleichbar großer anderer Säugetiere. Die reine Pflanzenkost der Faultiere macht schnelle Bewegungen überflüssig. Die Zeitlupenbewegungen und das durch die Besiedlung mit bestimmten Algen grünliche Fell sorgen für eine gute Tarnung im Blätterreich. Bei den Primaten sind es die blätterfressenden Brüllaffen mit ihren gemächlichen Bewegungen, die es dem Faultier gleichtun. Insektenfressenden Affen, wie die zu den Krallenäffchen zählenden, nur eichhörnchengroßen Tamarins würden mit dieser Strategie jedoch scheitern. Beim Insektenfang ist Schnelligkeit gefragt, sonst macht sich der begehrte Happen davon. Die quirligen Tamarins haben sich noch eine andere Energiequelle erschlossen, denn energiereiches, zuckerhaltiges Baumharz spielt neben der Insektenkost als Nahrungsquelle eine wichtige Rolle. Daß auch für die Primaten keine paradiesischen Lebensbedingungen herrschen zeigt die Tatsache, daß ihre meistens kleineren Familienverbände auf der täglichen Futtersuche weite Regenwaldbereiche nach Freßbarem durchstreifen. Im Gegensatz hierzu stehen die oft mehr als hundert Tiere zählenden Pavianherden der Savannen. Auch der Tayra, eine Marderart Südamerikas, der neben tierischer Kost auch Früchte nicht verschmäht, ist bei der Nahrungssuche auf größere Reviere angewiesen. Die Jagdgründe des seltenen Jaguars können bis zu 100 Quadratkilometer betragen. Entziehen sich Insekten ihren Freßfeinden oft durch Flucht oder gute Tarnung, bedient sich das Pflanzenreich häufig chemischer Abwehrstoffe. Viele Pflanzen des Regenwaldes enthalten als Schutz vor Freßfeinden giftige oder schlecht schmeckende Inhaltsstoffe. Schmetterlinge aus der Familie der Ithomiiden und Heliconiiden nutzen pflanzliche Giftstoffe jedoch zum eigenen Schutz. Ihre an giftigen Passionsblumengewächsen fressenden Raupen können die Giftstoffe unbeschadet im eigenen Körper speichern. Nach der Verpuppung schützt das während des Raupenstadiums erworbene Giftdepot den Schmetterling vor Freßfeinden. Auffällige Farbzeichnungen der Flügel machen ihre Ungenießbarkeit noch unerfahrenen Widersachern zum unvergeßlichen Erlebnis. Durch die Nachahmung dieser Warnfarben machen sich ungiftige andere Schmetterlingsarten durch Vorspiegelung falscher Tatsachen (Mimikry) die Giftigkeit der Verwandtschaft zu Nutze. Zu den größten und schönsten Schmetterlingen der Regenwälder Mittel- und Südamerikas zählen die Morpho-Falter. Die tiefblaue Färbung der Flügeloberseiten entsteht durch Lichtbrechung in den Flügelschuppen. Diese sogenannten Strukturfarben zeigen, im Gegensatz zu den Pigmentfarben, bei unterschiedlichem Einfallswinkel des Lichtes einen veränderlichen Farbcharakter. Die Flugbahn eines großen Morpho-Falters ist im Halbdunkel des Regenwaldes trotz der auffälligen Flügeloberseiten eher schwer zu verfolgen. Das schillernde Blau blitz immer nur kurz auf um sogleich wieder zu verschwinden. Ein ruhig sitzender Morpho-Falter zeigt mit geschlossenen Flügeln hingegen nur die unscheinbare Tarnfärbung der Flügelunterseiten. Manche Schmetterlingsarten besitzen auffällige augenähnliche Flügelzeichnungen, welche offenbar zur Verwirrung von Angreifern dienen sollen. Einige Schmetterlinge aus der Familie Satyridae haben auf Flügelschuppen fast ganz verzichtet. Ihre durchsichtigen Flügel stellen eine hervorragende Tarnung dar. Neben der Bestäubung der Blüten durch Insekten oder Kolibris am Tage übernehmen im nächtlichen Dunkel nektarfressende Fledermäuse diese Aufgabe. Insektenfressende Fledermäuse orten ihre Beute mit Ultraschall, andere Fledermausarten erkennen und jagen Frösche anhand ihrer abendlichen Reviergesänge. Die sich auf Brautschau befindlichen Froschmännchen müssen sich dann in Acht nehmen, um nicht in einem Fledermausmagen zu enden. Untersuchungen des Wasserkreislaufes im tropischen Regenwald zeigten Erstaunliches. Bis zu 75 Prozent der Niederschläge gibt der Regenwald durch Verdunstung wieder zurück an die Atmosphäre. Durch Kondensation bilden sich dann wieder Wolken und mit erneuten Regenfällen schließt sich der Kreislauf. Die durch Winde in Form von Regenwolken aus anderen Gebieten zugeführte Feuchtigkeit, entspricht in etwa der durch Flußsysteme aus dem Regenwald abgeführten Wassermenge von 25 Prozent. Bis zu drei Viertel seines Wasserhaushaltes bezieht der Regenwald somit aus seinem eigenen Wasserkreislauf. Hieraus resultiert, daß ein auf Dauer überlebensfähiges Ökosystem Regenwald nur aus größeren zusammenhängenden Waldgebieten bestehen kann. Bei einer inselartigen Zerstückelung dieser Gebiete bricht der zum Überleben notwendige eigene Wasserkreislauf des Regenwaldes zusammen. Kleinere Regenwaldgebiete können und konnten sich daher nur an Küsten mit genügend großen, vom Meer kommenden Niederschlagsmengen halten. Eine Nutzung dieser zusammenhängenden Regenwaldgebiete durch die Holzwirtschaft oder den Abbau von Bodenschätzen führt unweigerlich zu deren Zerstörung. Einer Vernichtung nicht nur von Pflanzen und Tieren, sondern auch von letzten traditionell lebenden Naturvölkern. Eine Nutzung der nach eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionierenden Regenwälder ist nur nach Art der Naturvölker möglich. Diese haben sich dem Regenwald angepasst und ordnen ihn nicht ihren Bedürfnissen unter. Die in die Regenwälder einfallenden Menschen streben die Produktion von Überschüssen an. Überschüsse stellt der Regenwald aber nicht zu Verfügung. Das Verändern der geschlossenen Kreisläufe im Sinne der Überschußproduktion führt zur Zerstörung der Regenwälder. Die großflächigen Brandrodungen verstärken mit der Entstehung großer Kohlendioxidmengen den Treibhauseffekt und bringen nur kurzzeitige landwirtschaftliche Erträge. Nach dem Wegschwemmen der nun ungeschützten dünnen Humusschicht durch die starken Regenfälle, bleiben nur unfruchtbare Sandböden zurück. Neben dem pflanzlichen Plankton der Weltmeere sind die Regenwälder die größten Sauerstoffproduzenten der Erde. Ihre Zerstörung bringt höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf das globale Klimageschehen mit sich. Die Regenwälder sind mit ihrer genetischen Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten die Schatzkammern der Natur. Die Menschheit wird in naher Zukunft über die Entdeckung und Bewahrung oder die unwiederbringliche Zerstörung dieser Schatzkammern entscheiden. |